Die Flut stoppen
Zwei der letzten fünf Jahre sind als die bisher wärmsten in die
Statistik eingegangen. Es scheint, dass die Erderwärmung die
jahreszeitlichen Muster auf den Kopf stellt und häufiger zu extremen
Wetterausschlägen führt.
Europa erwärmt sich, mit der Folge, dass manche Gebiete, insbesondere
im Norden, feuchter werden, während andere, etwa das Mittelmeer,
austrocknen. Heftige Niederschläge haben die Rückhaltekapazitäten der
Flusssysteme überfordert und in den letzten Jahren großflächige
Überflutungen zu einem ernsthaften Problem anwachsen lassen.
Entwaldung, Abforstung und zunehmende Besiedlung von
Überschwemmungsgebieten haben die Situation noch verschärft.
Traditionelle Frühlingsfeste feierten das Überlaufen der Flüsse, doch
die moderne Gesellschaft schaut den Fluten eher mit Beklemmung
entgegen. Wie der Sommer 2002 deutlich zeigte, richten Überschwemmungen
verheerende Schäden an. Sie gefährden die öffentliche Sicherheit,
bringen den Alltag der Menschen durcheinander, bedrohen unser
kulturelles Erbe und ziehen riesige wirtschaftliche und ökologische
Verluste nach sich.
Freilich, Überschwemmungen sind natürliche Ereignisse, doch sie sind
auch eine Frage der Flussbewirtschaftung. Sie können nicht wirklich
verhütet, sondern nur gemanagt werden. Um dieses Problem in den Griff
zu kriegen und der wachsenden öffentlichen Besorgnis Rechnung zu
tragen, sind konzertierte Anstrengungen auf europäischer Ebene
erforderlich.
Im Rahmen einer umfassenden Strategie zur Eindämmung der verheerenden
Hochwasserfolgen hat die Europäische Union verschiedene
Forschungsrichtungen eingeschlagen. Sie verfolgt dabei im Wesentlichen
zwei Ansätze: Vorhersage und Management des Überflutungsrisikos und
gesamthafte Bewirtschaftung der Wasserressourcen auf der Ebene des
Flussbetts oder Einzugsgebiets.
Die Union hat schwer stark in die Entwicklung von
Vorhersagetechnologien investiert, die frühzeitig auf Zeitpunkt und Ort
voraussichtlicher Überschwemmungen hinweisen und das langfristige
Wetterverhalten modellieren.
Traditionell begegnete man Überflutungen mit massiven strukturellen
Eingriffen – Dämme, Deiche, Barrierensysteme. Die Erforschung der
Wasserressourcen wirft wertvolle Informationen über das Verhalten der
Flüsse ab, die den Sachverständigen und Politikern erlauben,
nachhaltigere Abhilfe- und Managementstrategien im Umgang mit
Hochwasser festzulegen.
Die Forschung konzentriert sich auch auf die Verbesserung des
Entscheidungsprozesses und die Einbindung der Risikoabschätzung in die
Stadt- und Regionalplanung.
Die Kosten zählen
Mehrere europäische Flüsse sind im Jahr 2002 über die Ufer getreten und
haben Überschwemmungen angerichtet, die zu den schlimmsten gehören, die
der Kontinent je erlebte, und dabei riesige Zerstörungen und
Verwüstungen hinterlassen. Dutzende Menschen starben und Tausende
mussten evakuiert werden. Ein besonders warmer und nasser Sommer
brachte Elbe und Donau zum Überfließen, während in Südfrankreich fast
die Hälfte der jährlichen Niederschlagsmenge an einem einzigen Tag fiel.
Als das Wasser sich wieder zurückzog, blieb vielen nichts anderes mehr
übrig, als die Schäden an ihren Liegenschaften und Geschäften zu
kalkulieren. Die wirtschaftlichen Kosten der Überschwemmungen wurden
auf Eurobeträge in Milliardenhöhe geschätzt. Deutschland, eines der am
schlimmsten betroffenen Länder, erlitt Schäden von über 9 Milliarden €,
Jahrhunderte alte Kulturschätze waren gefährdet.
Quelle dieses Textes: ©
Europäische Gemeinschaften, Nachdruck mit Quellenangabe gestattet. -
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